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Datum: 18.03.2024

Mehr Lebensraum für Ameisenbläuling und Orchideen

  • Landschaftspflege auf den Brennen südlich der Donau zur Förderung der Artenvielfalt

Im Januar fanden im Rahmen des gemeinsamen Projekts „Sonnleiten“ des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen und der Stadt Ingolstadt Pflegemaßnahmen auf den Brennen im Auwald südlich der Donau statt. Das Ziel der Maßnahmen ist es, den Lebensraum seltener Insekten- und Pflanzenarten zu erweitern und zu vernetzen und somit langfristig zu sichern.

Bild vergrößern: Brennenpflege im Auwald © Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen
Das Umweltamt Ingolstadt sowie die untere Naturschutzbehörde Neuburg-Schrobenhausen haben Pflegemaßnahmen für einen Großteil der Donaubrennen
erarbeitet, die in den nächsten Jahren umgesetzt werden. Bereits im Januar
wurden auf insgesamt zehn Brennen im Auwald südlich der Donau, Sträucher und
kleine Bäume entfernt. Das Bild zeigt einen ehemaligen Brennenstandort, der
wiederhergestellt wurde.

Die Bezeichnung Brennen leitet sich aus den Standortbedingungen ab. Hier ist es im Sommer sehr heiß, die Luft flimmert und derBoden scheint zu brennen. In den Donauauen zwischen Neuburg und Ingolstadt gibt es diese besonderen Lebensräume noch. Sie sind Relikte eines einst frei fließenden Flusses. Bei großen Hochwässern wurde der vom Fluss transportierte Kies zu Bänken aufgeschüttet und im Anschluss von Pflanzen und Tieren besiedelt. Diese sind an die besonders trockenen, heißen und nährstoffarmen Bedingungen sehr gut angepasst. Die hier entstandenen so genannten Magerrasen zählen zu den artenreichsten Biotoptypen Europas. Auf wenigen Quadratmetern kann man hier leicht über 50 Pflanzenarten finden, zahlreiche Schmetterlinge, Heuschrecken und andere Insekten fühlen sich hier wohl. Einige davon sind auch sehr spezialisierte Arten, deren Lebensweise von anderen Arten abhängt: so der Kreuzenzian-Ameisenbläuling, eine Schmetterlingsart, die sowohl den seltenen Kreuzenzian als Eiablage und Futterpflanze der kleineren Larven, als auch spezielle Ameisen zur Aufzucht der größeren Larven benötigt. Teilweise wurden die Samen der Arten weit aus dem alpinen Raum über den Lech und die Donau hierher transportiert und konnten sich auf den Brennen etablieren. Verschiedene Enzian- und Orchideenarten sind Beispiele hierfür, so auch der Kreuzenzian.

Durch die Regulierung der Donau entstehen heute natürlicherweise keine Kiesbänke mehr, und somit auch keine neuen Brennen. Die bestehenden Standorte verlieren aber langsam den offenen Charakter einer Kiesbank: Die Vegetation wird dichter, Laub und Streu sammelt sich an, wird zu Humus und schließlich wachsen sogar Bäume und Sträucher. Die wertvollen Magerrasen gehen so verloren. Um dem entgegenzusteuern und den Arten weiterhin in den Donauauen einen Lebesraum zu bieten, können die verbliebenen Flächen regelmäßig gemäht oder beweidet werden. Bereiche, die bereits mit Bäumen und Sträuchern zugewachsen sind, kann man auch wieder freistellen. Das Umweltamt Ingolstadt sowie die untere Naturschutzbehörde Neuburg-Schrobenhausen haben daher Pflegemaßnahmen für einen Großteil der Donaubrennen erarbeitet, die in den nächsten Jahren umgesetzt werden. Bereits im Januar wurden auf insgesamt zehn Brennen im Auwald südlich der Donau, Sträucher und kleine Bäume entfernt. Damit möglichst wenige Nährstoffe auf den ursprünglich sehr mageren Brennen verbleiben, wurde das Astmaterial abtransportiert.

Begleitet werden die Maßnahmen durch das Aueninstitut Neuburg-Ingolstadt, das die Entwicklung der Pflanzenarten untersucht. Zwei Mitarbeiterinnen haben dazu in Absprache mit der Projektleitung die Flächen im August bereits vor der Maßnahme besucht und die vorhandene Pflanzenartenvielfalt erfasst. Die typische Artenvielfalt der Magerrasen war auf den brachgefallenen und verbuschten Flächen deutlich zurückgegangen. Vor allem Gräser konnten erfasst werden, Blütenpflanzen fanden sich nur in geringer Anzahl und Orchideen waren gar nicht mehr vorhanden. Es war höchste Zeit, den Brennen wieder mehr Luft zu geben. Um den Erfolg der Landschaftspflegemaßnahmen in den nächsten Jahren belegen zu können, hat das Aueninstitut die beobachteten Flächen mit Magneten im Boden markiert: so kann man die Flächen trotz der Mahd mit einem Metalldetektor jederzeit wiederfinden. Langfristig soll zwischen den Donaubrennen, die derzeit noch wie Inseln im Auwald liegen, ein Biotopverbund aufgebaut werden. Nur so können die Individuen auch zwischen den Standorten wandern und die genetische Vielfalt der Arten auch weiterhin erhalten werden. Gefährdete Arten wie beispielsweise der Kreuzenzian-Ameisenbläuling werden dadurch gefördert.