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Datum: 28.03.2022

Neue Gebietsmanagerin für die Wiesenbrüter

Marie Heuberger betont: „Es muss dringend gehandelt werden“ / Letztes Jahr nur drei flügge Küken im Donaumoos

Bild vergrößern: Pflöcke für den großen Schutzzaun © Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen, Jan Tenner
Gebietsmanagerin Marie Heuberger (l.) und Renate Sokyte-Weinhart von der Unteren Naturschutzbehörde schlagen die Pflöcke für den großen Schutzzaun ein.

Kaum einer kennt ihn noch, den trillernden Ruf des Großen Brachvogels. Kein Wunder, denn die sogenannte Limikole mit dem langen abwärts gebogenen Schnabel gehört zu den Wiesenbrütern - eine der am stärksten gefährdeten Artengruppen. Sieben der neun Großen Wiesenbrüterarten sind bereits vom Aussterben bedroht. Wenn sich nichts ändert, werden diese Arten in naher Zukunft verschwunden sein.

Auch in den zwei Wiesenbrüter-Hotspots des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen, Langenmosen und Lichtenheim im Donaumoos, sind in der letzten Saison nur drei junge Brachvögel flügge geworden. Das reicht bei weitem nicht aus, um den Bestand langfristig zu erhalten. Um diese für unsere Kulturlandschaft so typischen Vögel noch retten zu können, müssen die Restbestände mit Schutzmaßnahmen gesichert und die Gefährdungsursachen umgehend beseitigt werden.

Über 50 Prozent der ehemaligen Wiesenbrütergebiete nicht mehr besetzt

Seit 1980 sind die Wiesenbrüterbestände in Deutschland um 78 Prozent eingebrochen und europaweit um 48 Prozent. Der Große Brachvogel, der in Randgebieten des Donaumooses noch vorkommt, ist in Bayern seit 1980 um 50 Prozent zurückgegangen, der Kiebitz deutschlandweit sogar um 98 Prozent. In mehr als der Hälfte der ehemaligen Wiesenbrütergebiete sind die Wiesenbrüter inzwischen komplett verschwunden. Es besteht also dringend Handlungsbedarf.

Marie Heuberger ist neue Gebietsmanagerin im Donaumoos

In den letzten Jahren 20 Jahren war vor allem der Biologe und Wiesenbrüterexperte Norbert Model im Donaumoos aktiv, um für Schutzmaßnahmen zu sorgen. Auch die Untere Naturschutzbehörde hat in Zusammenarbeit mit den örtlichen Landwirten Maßnahmen umgesetzt, wie zum Beispiel den Bau eines großen Schutzzauns, um die Gelege vor Prädation (Jagd durch Beutegreifer), eine der Haupttodesursachen der Küken, zu schützen.
Seit März 2022 werden die bisherigen Bemühungen durch die neue Gebietsmanagerin, Marie Heuberger, unterstützt. Die Stelle wird durch den Bayerischen Naturschutzfonds gefördert und durch den Landesbund für Vogelschutz (LBV) getragen. Die junge Frau, die Naturschutz und Landschaftsplanung in Freising studiert hat, bringt viel ornithologisches Fachwissen mit. „Bei den Wiesenbrütern ist es bereits mehr als fünf vor zwölf. Es muss dringend gehandelt werden, bevor wir diese wertvollen Arten verlieren. Und es sind nicht nur die Wiesenbrüter selbst, die verloren gehen: Sie stehen für eines der artenreichsten Ökosysteme in Deutschland, das mit ihnen verschwindet“, erklärt die Ornithologin. Zusammen mit dem Experten Norbert Model hofft sie im Donaumoos eine Trendwende erreichen zu können. Ihr Tonfall wird ernst: „Was wir bisher betreiben – Gelegeschutzzäune & Co. – das sind nur Notmaßnahmen und keine dauerhafte Lösung. Was wir brauchen, sind wirkliche Lebensraumverbesserungen und einen Bestand, der sich selbst erhält und sogar steigt, ohne Notmaßnahmen.“
Sie erzählt noch von ihrer Zeit als Freiwillige auf der Vogelwarte Skagen in Dänemark und man merkt ihr sichtlich an, wofür sie brennt. Sie schwärmt von Bekassinen, die im Zickzack ihren Balzflug zeigen, von Kiebitzküken die durch die Marschlandschaft waten und von Brachvogelschwärmen auf ihrem Weg ins Brutgebiet. „So könnte es irgendwann auch wieder im Donaumoos sein“, meint sie.

Während der Brutzeit Störungen im Wiesenbrütergebiet meiden

Bild vergrößern: Brachvogelküken © Norbert Model
Brachvogelküken vom letzten Jahr.

Zu ihren Aufgaben gehört zum Beispiel die Gelegesuche, die sie in Kooperation mit Norbert Model durchführen wird. Er kennt das Gebiet wie seine Westentasche und teilt seine Erfahrungen gerne. Außerdem werden die beiden gemeinsam die jungen Küken besendern, um mehr über ihre Lebensweise zu erfahren und sie bei möglichen Gefahren wie der nahenden Mahd aus den Wiesen retten zu können. Marie Heuberger ist aber auch erste Ansprechpartnerin für die Landwirte im Wiesenbrütergebiet. Der persönliche Kontakt und eine gute Zusammenarbeit sind ihr sehr wichtig. Auch eine Zusammenarbeit mit der örtlichen Jägerschaft ist angestrebt. Eine weitere wichtige Aufgabe ist die Öffentlichkeitsarbeit. Da die Wiesenbrüter während der Brutzeit sehr störungsempfindlich sind, bittet Marie Heuberger darum, die Wiesenbrütergebiete von Mitte April bis Juni zu meiden und Hunde an der Leine zu führen.

Führung am 29. April
Wer gerne mehr über die Wiesenbrüter erfahren möchte, ist herzlich eingeladen am 29. April an einer Führung unter der Leitung von Norbert Model im Wiesenbrütergebiet teilzunehmen. Treffpunkt ist um 17 Uhr am Haus im Moos. Der Unkostenbeitrag beträgt 5 Euro für Erwachsene und 3 Euro für Kinder. Wer sich darüber hinaus gerne für die heimische Natur engagieren möchte, kann sich an Marie Heuberger (Telefon: 01525/4563016, E-Mail: marie.heuberger@lbv.de) oder die lokale Kreisgruppe Neuburg-Schrobenhausen wenden – helfende Hände sind immer willkommen.