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Datum: 28.09.2022

Alzheimer - eine Herausforderung für die gesamte Gesellschaft

  • Am Pflegetisch des Landkreises sprachen Experten über den Umgang mit Alzheimer-Patienten im Krankenhaus
Bild vergrößern: Veranstaltung Alzheimer © Landkreis Neuburg-Schrobenhausen/Dittenhofer
Shahram Tabrizi, Dr. Alexander Sturm, Dr. Matthias Fischer-Stabauer, Dr. Winfried Teschauer, Nicole Schorer und Anlelise Stampfer (v.l.) tauschten ihre Positionen aus.

Ist ein Krankenhausaufenthalt schon für Menschen ohne Alzheimer eine Ausnahmesituation, dann kann man sich nur vage vorstellen, wie ein Alzheimer-Patient darauf reagiert. Fremde Menschen, eine unbekannte Umgebung und die eigene Situation, die man nicht mehr versteht oder andauernd vergisst.

Der Pflegetisch Neuburg-Schrobenhausen lud am Welt-Alzheimertag zu einem Fachvortrag mit Podiumsdiskussion zum Thema „Versorgung von Menschen mit Demenz im Akutkrankenhaus“.
Dr. Winfried Teschauer, ausgewiesener Experte zum Thema „Menschen mit Demenz im Krankenhaus“ hatte Zahlen und Fakten im Gepäck, als er im Neuburger Marstall eine Studie zu Alzheimer-Patienten in Krankenhäusern vorstellte. In den letzten zehn Jahren habe sich die Zahl der Demenzkranken in Deutschland verdoppelt. 40 Prozent der über 65-Jährigen haben kognitive Beeinträchtigungen, die Hälfte davon leicht, der Rest schwer. „Da 44 Prozent der Patienten in Krankenhäusern über 65 Jahre alt sind, bedeutet das rein statistisch, dass rund acht Prozent aller Patienten an Demenz erkrankt sind“, so Teschauer. Und mit diesen Patienten müsse, je nach Schwere, qualifiziert umgegangen werden. Ein Teil dieser Menschen lege ein herausforderndes Verhalten an den Tag: von innerer Unruhe, Vergesslichkeit, bis hin zu aggressivem Verhalten.
Die Maßnahmen, die nötig sind, um diesen Menschen den Klinikaufenthalt so angenehm und sicher wie möglich zu machen, reichen von Personalschulungen über veränderte Infrastruktur bis hin zu Änderungen bei den Abläufen, um zum Beispiel Wartezeiten für diese Patienten zu verringern.
Vor der anschließenden Podiumsdiskussion gaben Vertreter von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, niedergelassenen Ärzten und Angehörigen von Patienten Statements ab:
Dr. Alexander Sturm, Oberarzt und Neurologe am AMEOS Klinikum, berichtete, wie im Klinikum St. Elisabeth eine Visite bei Delir-Patienten abläuft. Dieser positiv verlaufende Versuch auf einer Station soll zeitnah auf andere Bereiche der Klinik übertragen werden.
Shahram Tabrizi, Chefarzt Akutgeriatrie am Kreiskrankenhaus Schrobenhausen, erzählte von den baulichen Veränderungen in der geriatrischen Abteilung und von der Implementierung eines Aufnahme-Stewarts, der sich Patienten mit Alzheimer annimmt.
Einhard Springer, Chefarzt der geriatrischen Fachklinik Neuburg, beschrieb den Alltag mit Demenz-Kranken, der in seiner Rehabilitationsklinik seit Jahren praktiziert wird.
Dr. Torsten Mager, Ärztliche Direktor der Danuvius Klinik Neuburg, informierte aus der Alterspsychiatrie seiner Einrichtungen und forderte zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts zwei verpflichtende soziale Jahre für alle.
Dr. Mathias Fischer-Stabauer, Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbands der niedergelassenen Ärzte, betonte die Wichtigkeit der Kommunikation zwischen Hausarzt und Klinik, ein Aspekt der noch viel Verbesserungspotenzial besitzt.

Nicole Schorer, Pflegedienstleiterin St. Augustin, erklärte, dass sich die Gesellschaft und die Strukturen im Krankenhaus nach den Patienten richten müssen. Jedes Lebensdetail sei bei Alzheimer-Patienten wichtig.
Harald Schlichter, Leiter der Pflegeambulanz Insel, setzte den Fokus auf die Belastung der Angehörigen und dass diese die Unterstützung der Pflegedienste oft aus Scham nicht annehmen würden. Außerdem forderte er eine schnellere Einstufungsarbeit in die Pflegegrade, ohne die es keine Hilfe gebe.
Anelise Stampfer, Vorsitzende der Alzheimer-Gesellschaft Ingolstadt, zeigte den Blickwinkel von Patienten und deren Angehörige auf. Diese seien häufig enttäuscht, da sie im Rahmen der stationären Behandlung mehr wahrgenommen und einbezogen werden wollen. Sie forderte deshalb mehr Kommunikation zwischen allen Beteiligten.