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Datum: 20.09.2022

Wie handeln, wenn nichts mehr geht?

  • Landkreis tauscht sich mit Gemeinden, Vertretern der kritischen Infrastruktur, Bundeswehr und Blaulicht-Organisationen aus, um weitere Strategien für den Fall eines Blackouts zu entwickeln
Bild vergrößern: Wie handeln, wenn nichts mehr geht © Landkreis Neuburg-Schrobenhausen
Landrat Peter von der Grün (l.) begrüßt über 80 Teilnehmer im Kolpingsaal zu einer Informationsveranstaltung zum Thema Blackout. Die Notfall- und Krisenmanagerin Dr. Sandra Kreitner (2.v.l.) hielt zum Thema einen Fachvortrag.

Einen Stromausfall über einige Minuten oder Stunden hat jeder schon erlebt. Doch einen sogenannten Blackout, also einen langandauernden, flächendeckenden Stromausfall, kennen wir in Deutschland nicht. Da es aber nicht ausgeschlossen werden kann, dass ein solcher Blackout eintritt, ist eine umfassende Vorbereitung im Vorfeld wichtig. Dazu hat Landrat Peter von der Grün am Montagabend Vertreter von Gemeinden, aus der Politik und Einrichtungen der kritischen Infrastruktur sowie Feuerwehr, Polizei, THW, Rotes Kreuz und Vertreter des Katastrophenschutzes aus der Region 10 in das Kolpinghaus Neuburg eingeladen.

Sensibilisieren, Bewusstsein schaffen, Strategien entwickeln

„Für den Fall, der hoffentlich nie eintritt, wollen wir sensibilisieren, Bewusstsein schaffen sowie Strategien entwickeln. Eine gute Vorbereitung und Vernetzung ist hier entscheidend“, erklärt der Landrat. Unterstützt wurde der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen bei der Durchführung der Veranstaltung von der Bundeswehr, die die Notfall- und Krisenmanagerin Dr. Sandra Kreitner für einen Fachvortrag zum Thema gewinnen konnte. Kreitner hat sich auf das Thema Blackout spezialisiert und berät Kommunen und Einrichtungen, wie sie sich aufstellen können.

Als mögliche Ursachen für einen langen, flächendeckenden Stromausfall nannte sie beispielsweise Wetterextreme, Gas-Mangel sowie Terror- oder Cyberattacken – Szenarien, die durchaus eintreten könnten. Dabei rief sie den Veranstaltungsteilnehmern ins Bewusstsein, dass nicht nur das Landratsamt als Katastrophenschutzbehörde in der Pflicht sei, Vorbereitungen zu treffen. Denn, wenn es zu einem flächendeckenden Stromausfall kommt und die Kommunikation, Versorgung und Verkehr zusammenbrechen, ist Handeln in kleinen Strukturen unumgänglich. Daher sind Gemeinden, die Blaulicht-Organisationen, die Landwirtschaft, Einrichtungen der kritischen Infrastruktur wie beispielsweise Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Kläranlagen und Wasserversorger für eigene Notfallpläne verantwortlich. So könnte beispielsweise die Wasserversorgung oder aber auch die Funktion von Kläranlangen ausfallen. Um dem vorzubeugen, müssten die Anlagen überprüft und ggf. nachgerüstet werden. Darüber hinaus riet Kreitner den Gemeinden, wohnortnahe, notstromversorgte Anlaufstellen für die Bevölkerung zu planen, wo sie beispielswiese bei Unfällen Notrufe absetzen können. Aber auch die Aufrechterhaltung der Gesundheitsversorgung müsse im Vorfeld geplant sein. Hier gelte es nicht nur die Versorgung mit Medikamenten und Notstrom zu bedenken, sondern auch die personelle Situation. Denn je länger der Strom wegbliebe, desto weniger Personen kämen zur Arbeit, beispielsweise, weil der ÖPNV nicht mehr funktioniere oder der Tank leer sei und an den Tankstellen die Zapfhähne nicht mehr funktionierten.

Jeder kann vorsorgen

„Gemeinsam können wir es schaffen und die Folgen eines Blackouts möglichst geringhalten. Dabei ist die private Vorsorge eines jeden Einzelnen von uns von zentraler Bedeutung“, betonte Kreitner und riet den Bürgern dazu, einen Vorrat an Lebensmitteln, Wasser, Hygieneartikeln, Medikamenten und Bargeld für rund zehn Tage anzulegen. Mit Beispielen schilderte Kreitner, warum es sinnvoll ist, vorbereitet zu sein: Denn, wenn der Storm erst mal ausgefallen ist, wird das Einkaufen ein schwieriges Unterfangen: Verkehrschaos, überfüllte Supermärkte, leere Regale und die Bezahlung ist nur mit Bargeld möglich. Kreitner wies darauf hin, dass Vorratslisten online abrufbar sind unter www.bbk.bund.deUm die Veranstaltungsteilnehmer bei der Vorbereitung auf einen möglichen Blackout zu unterstützen, hatten sie in einem Workshop die Gelegenheit, sich über noch notwendige Maßnahmen auszutauschen und sich zu vernetzen.

Das Landratsamt selbst ist für einen längeren Stromausfall gerüstet. So verfügt es beispielswiese über ein festinstalliertes Stromaggregat, welches die wichtigsten Bereiche im Krisenfall weiterhin mit Elektrizität versorgt.
Zudem verfügt es über Funk- und Satellitenkommunikation, um den Kontakt zu Hilfsorganisationen und anderen Behörden zu halten.
Um nach dieser Kick-off-Veranstaltung weitere Strategien zu entwickeln, wird das Landratsamt mit den interessierten Gemeinden, Behörden, Unternehmen der kritischen Infrastruktur und Organisationen in einen weiteren Austausch treten.